Col di Lana
Charakteristik
Der Col di Lana ist als „Col di Sangue“ (Blutberg) in die Geschichte eingegangen und als Symbol für den Wahnsinn der Dolomitenfront im Ersten Weltkrieg. Unter hohen Verlusten (nicht nur durch Feindeinwirkung, sondern vor allem durch Lawinen, Abstürze, Blitzschlag etc.) lagen sich österreichische und italienische Truppen monatelang in Rufweite gegenüber, ohne entscheidende Gebietsgewinnen zu verzeichnen. 2016 unterminierten die Italiener den von den Österreichern besetzten Gipfel und jagten ihn mit 5 Tonnen Sprengstoff in die Luft. Daraufhin mussten die Österreicher zwar den Col di Lana aufgeben, konnten sich aber dauerhaft auf der Cima Sief halten, sodass die Italiener keine entscheidenden Vorteile verbuchen konnten. Ein Besuch auf dem Col di Lana ist also nicht nur eine Bergtour, sondern ein sehr eindrückliches Stück Geschichtsunterricht.
Auch bergsteigerisch ist die Tour sehr eindrucksvoll, befindet man sich doch mitten zwischen Sella-Stock, Puez-Gruppe und der alles überragenden Marmolada. Mehr „mittendrin“ geht in den Dolomiten fast nicht, entsprechend lohnend ist die Rundum-Sicht. Besonders der Blick nach Süden von der Gipfel-Kapelle über Pieve di Livinallongo und den Alleghe-See hinweg zur Felsbastion der Civetta wäre eines jeden Foto-Kalenders würdig. Bis zum Passo Sief führt ein absolut unschwieriger Panoramaweg in leichtem Auf und Ab; der Aufstieg zur Cima Sief ist zwar stellenweise steil, aber ebenfalls unproblematisch zu begehen und nicht exponiert. Der Übergang zum Col di Lana ist ein wenig anspruchsvoller, hier muss man gelegentlich auch Hand anlegen oder stellenweise leicht ausgesetztes Gelände passieren – durchgehende Seilsicherungen, Trittbügel und Holzstufen lassen aber keine echten Probleme aufkommen.
Beschreibung
Wir starten direkt am Rifugio Valparola, kostenlose Parkplätze gibt es ein Stück weiter die Straße hinauf beim Museum Tre Sassi. Unterhalb der Hüttenterrasse führen uns die Wege #23 und #24 zunächst mit Höhenverlust in eine von Bächen durchzogene, grüne Senke. Kurz danach darf man die Abzweigung rechter Hand zum Settsass ignorieren, die Aufschrift auf einem Felsen zeigt, dass uns Weg #23 geradeaus zum Col di Lana bringt (SW). Die Infotafel, die wir kurz danach passieren, räumt letzte Zweifel aus, dass wir uns auf dem „percorso storico“ zum Col di Lana befinden. Wir steigen eine kurze, seilversicherte Rinne hinunter und gelangen so auf eine Art Höhenweg, der nun in leichtem Auf und Ab die gesamte Flanke des Monte Castello unterwandert. Eine ganze Weile ist man so auf gutem Steig unterwegs, die durch einen Grat verbundenen Gipfel der Cima Sief und des Col di Lana immer direkt vor Augen. Allmählich steigt das Weglein wieder kontinuierlich an und man umrundet den senkrechten Felssporn des Piccolo Settsass nach W. Der Weg leitet hinauf zu einem Grasrücken und knickt nach S ab; kurz danach passiert man ein Wegkreuz mit schön geschnitzter Christus-Figur. Beim Abstieg in den weitläufigen Passo Sief mit dem schönen Ehrenkreuz für die Tiroler Standschützen verliert man wieder ein paar Höhenmeter, als Ausgleich geht es am Gegenhang gleich in engen Serpentinen zügig hinauf. Der schmale, aber gut angelegte Steig hinauf zum Kreuz der Cima Sief wird auf voller Länge durch Schützengräben aus dem Ersten Weltkrieg begleitet (S). Steil, aber komplett unschwierig erreichen wir den Gipfel der Cima Sief, wo sich das Gelände schlagartig ändert. Über versicherte Schrofen steigt man rechter Hand hinunter in eine Scharte und über treppenartige Felsblöcke wieder bergauf. Die vergleichsweise anspruchsvollste Stelle besteht aus einem mit Trittbügeln und Seilen entschärften kurzen Steilaufschwung. Danach leitet ein angenehm zu begehender Weg in der steil abfallenden, rechten Flanke um den Felszacken des Dente del Sief herum (SO); überaus fürsorgliche Seilsicherungen und Kriegsstellungen begleiten uns dabei auf gesamter Strecke. Wieder geht es in eine Einsattelung hinunter, hier geht der Weg auf einigen Metern direkt durch die restaurierten Gefechtsstellungen. Der Schlussanstieg hinauf zum Gipfel des Col di Lana führt über einen steilen, bröselig-erodierten Hang, der aber dank Holzstufen und durchgängigem Seil problemlos erstiegen werden kann. Am Gipfel erwarten uns ein mit Stacheldraht geschmücktes Kreuz, eine Kapelle zum Gedenken an die Gefallenen beider Seiten und ein sehenswertes Denkmal.
Hinweis: Passend zum „Blutberg“ Col di Lana kann man sich unweit des Ausgangspunkts im Museum Tre Sassi, das in einer ehemaligen Festungsanlage untergebracht ist, Fundstücke aus der irrsinnigen Dolomitenfront des Ersten Weltkriegs anschauen.