Schwarze Wand
Charakteristik
Kaum jemand wird den weiten Anmarsch exklusiv für die Schwarze Wand spendieren; idR wird sie als Teil der "Venediger-Krone" zusammen mit dem Großvenediger bestiegen. Sie ist aber ein sehr lohnendes "Anhängsel" zum Venediger, da sie den Blick nach O hin komplettiert und eindrückliche Nahblicke in den Spaltenverhau des Schlatenkees erlaubt. Bei guten Verhältnissen ist die Besteigung eine überraschend einfache Angelegenheit, was aber nicht darüber hinwegtäuschen soll, dass man sich hier auf ausgesprochen spaltenreichem Gebiet befindet. Auch bei schlechter Witterung ist die Orientierung auf den weiten Gletscherflächen nicht einfach. Wer Zeit, die entsprechende Ortskenntnis und/oder einen Bergführer hat, sollte unbedingt die gesamte "Venediger-Krone" anpeilen, denn von jedem Gipfel ergeben sich neue, interessante Einblicke und Perspektiven und i.d.R hat man dort auch etwas mehr Muse zum Genießen als auf dem überlaufenen Hauptgipfel.Beschreibung
*) Die erste Etappe von Hinterbichl zur Johannishütte kann man bequem mit dem "Venediger-Taxi" zurücklegen. Damit entfallen gut 700Hm.
Auf der ersten Etappe zur Johannishütte gibt es nicht viele Variationsmöglichkeiten, dazu ist das Dorfertal zu eng und zu tief eingeschnitten. Bis auf wenige "Abschneider" ist der Wanderweg daher mit dem Fahrweg identisch (N). An der Johannishütte geht der Fahrweg in einen guten Bergweg über und führt zunächst rechts, dann links vom Bach über Almgelände nach NO. Schließlich schwenkt der Weg nach N, umrundet den Fuß des Kapunitzkopfs mit der Materialseilbahn und leitet über Gletscherschliffe und Geröll hinauf zum Geländeabsatz mit dem Defregger Haus (ggf. Übernachtung).
Aufstieg: von der Hütte geht es über Blockwerk und Platten noch kurz in NO-Richtung hinauf zum Anseilpunkt. Nach Anlegen der Gletscherutensilien ist erst einmal eine weite, flache Senke zu durchwandern, nur allmählich steilt das Gelände auf; in einigen steileren Aufschwüngen erreicht man den Durchschlupf zwischen Hohem Aderl und Rainerhorn und befindet sich schon bald auf dem zentralen Gletscherplateau des Rainertörl mit Wegweiser. Hier wendet man sich scharf nach rechts (SO) und quert flach hinüber zum steilen Gipfelaufbau des Rainerhorn; je nach Verhältnissen so weit wie möglich auf Schnee hinauf, dann rechts hinaus über einfaches Blockwerk und Geröll zur flachen Gipfelkuppe der Rainerhorn. Man verlässt den Gipfel nach NO und steigt sehr steil über Schnee und ein paar Felsen in eine Einsattelung, von wo es -ebenfalls über Schnee und einfaches Blockwerk- etwas ausgesetzt hinaufgeht zum schmalen Gipfel der Schwarzen Wand.
Abstieg: Nach SW steigt man steil auf Schnee resp. auf guter Steigspur im Geröll in das flache Gelände zwischen Rainerhorn und Hohem Zaun hinunter; der Hohe Zaun läßt sich über einfaches Gehgelände als fünfter Zacken der "Venediger-Krone" leicht mitnehmen. Von dort in SW-Richtung über das Äußere Mullwitzkees und Firnfelder möglichst weit hinunter und über Platten und GEröll zurück zum Defregger Haus.
Vorsicht: auch wenn es nicht immer danach aussieht: der gesamte Aufstieg erfolgt über sehr spaltenreiches Terrain. Gletscherausrüstung und Seilschaft ist daher Pflicht!
Tipp: Wer den doch beträchtlichen Aufwand für diese Tour besser ausnutzen möchte, sollte am besten gleich die gesamte "Venediger-Krone" mit den zusätzlichen Gipfeln Großvenediger und Hohes Aderl machen. Schwierig wird es dabei nirgends (überwiegend Gehgelände, max. Blockwerk I), den nur fußbreiten Übergang vom Venediger-Vorgipfel zum Kreuz muss ja keiner machen, der nicht will. Zunächst werden das "Aderl" und der Venediger abgearbeitet, dann schließt sich die hier beschriebene "dreifache Kombination aus Rainerhorn, Schwarze Wand und Hohem Zaun an.