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Mittagskogel

Ötztaler Alpen, Tirol, ÖsterreichHöhe3158 mHöhendifferenz1400 HmSchwierigkeitBergtour - SchwerWintertauglichnein ExpositionNord, West (Aufstieg); Südost (Abstieg) EinkehrBergstation Gletscherbahn (Sommer, Winter), Jausenstation Gletscherstüberl (Sommer)AusgangsortMittelberg/PitztalAufstiegDirektanstieg via MuttlerAbstiegBergstation Gletscherbahn


Charakteristik

Ein klasse Aussichtsgipfel mit zwei völlig unterschiedlichen Seiten: der lange Aufstiegsweg von Mittelberg herauf wird nicht oft begangen und garantiert Einsamkeit und schöne Aussicht, verlangt vom Bergsteiger aber auch Trittsicherheit (sehr steiles, z.T. instabiles Gelände) und reichlich Kondition (deutlich erhöhte Gehzeit wegen der Flachetappen im Mittelteil und wegen des zeitraubenden Auf und Abs am Grat). Am Gipfel mit traumhaftem Gletscherblick trifft man dann unversehens auf die Gelegenheitswanderer, die in knapp einer Stunde auf gutem Steig von der Bergstation der Pitztaler Gletscherbahn heraufgewandert sind. Wer dorthin absteigt, erlebt nicht nur eindrucksvolle Gletscherszenerie, sondern auch alle Hässlichkeiten eines Skigebiets im Sommer.

Beschreibung

Aufstieg: Der Aufstieg beginnt im Talschluss des Pitztals hinter dem letzten Haus von Mittelberg (hinter dem Pp. der Braunschweiger Hütte). Über eine Wiese geht es rechts hinüber zum Waldrand, dann ist das "Aufwärmprogramm" auch schon vorbei: sehr steil und wurzelig zieht das schmale Steiglein durch die bewaldete Flanke (S). Auch oberhalb der Waldgrenze geht es zunächst unverändert steil weiter; erst wenn man ungefähr die Höhe des gegenüber liegenden Riffelsees erreicht hat, wird das Steiglein flacher und weicht nach SW in die Hangflanke aus. Nun wechseln sich für eine längeres Stück Wiesen und Blockwerkhalden ab. Der Steig dreht wieder nach S ein, über den bewährten Mix aus Wiese und Blockwerk passiert man die Abzweigung zum Muttler (s. Tipp).

Den Gipfel des Mittagskogel hat man hier schon direkt vor sich, die steilen Bröselflanken eignen sich aber nicht für die Besteigung. Daher weicht der Steig -wiederum recht flach- nach SW aus, umrundet ein felsiges Eck und trifft nun auf gutmütigeres Aufstiegsgelände - die versäumten Höhenmeter werden jetzt sehr effizient Kehre um Kehre abgearbeitet (SO). Mit Erreichen des begrenzenden Felsriegels wird das Terrain noch steiler; kurze Felsaufschwünge wechseln mit steilem Plattenschutt, Geröll und guten Wegabschnitten dazwischen. Nach einer etwas unangenehmen, aber nur kurzen Steilrinne darf man nicht einfach geradeaus weiterkraxeln, sondern darf die nach links (O) führenden Markierungen nicht übersehen. Vom bereits gut einsehbaren Gipfel trennt uns jetzt noch ein längerer Grat (NO). Über Plattenschutt und Gletscherschliffe arbeitet man sich -gelegentlich mit leichten Höhenverlusten- an den Gipfelstock heran, passiert die Abzweigung zur Pitztaler Gletscherbahn und erreicht den Gipfel über einen Mix aus Gehgelände und einfachen Kraxelstellen (I).

Tipp: Wer Zeit und Kraft übrig hat, kann den weglosen, aber gut markierten Aufstieg zum Muttler einschieben (ca. 20 Min.). Der ist zwar nur ein unbedeutender Wiesengupf, bietet aber schöne Aussicht auf's Pitztal und einen prima Brotzeitplatz.

Abstieg: Wer nicht auf gleichem Weg absteigen will, hat zweieinhalb andere Möglichkeiten. Dazu steigt man zunächst direkt vom Gipfel auf gutem Serpentinensteig hinunter zum Gletscherfuß und zur Bergstation der Pitztaler Gletscherbahn (SO).

a) man kehrt einfach und gelenkschonend mit der Pitztaler Gletscherbahn nach Mittelberg zurück.

b) wer noch viel Kraft und Zeit hat, kann von der Bergstation der Pitztaler Gletscherbahn über die Gletscherzunge zur Braunschweiger Hütte hinüberwechseln und von dort wahlweise über den Wasserfallweg oder den Jägersteig nach Mittelberg zurückkehren (je nach Schneeauflage am Gletscher sind Grödel sinnvoll, volle Gletscherausrüstung ist nicht nötig, sehr weit).

c) schon vom Gipfel aus erkennt man die nicht unbedingt schöne Werks- und Versorgungsstraße von Mittelberg ins Skigebiet. Da ich am Gletscher wohl irgendwo die Abzweigung zur Braunschweiger Hütte verpasst hatte, folgte ich der breiten Gletschertrasse bis zu ihrem unteren Ende und gelangte somit -eher versehentlich- auf besagte Werkstraße. Offiziell erlaubt ist das Begehen im oberen Teil wohl nicht (gelegentliche Sprengungen oder Hangarbeiten mit Steinschlaggefahr), ich wurde aber von den Arbeitern - nach entsprechender "Ermahnung" - durchgelassen. Nach ein paar Kehren auf der Werkstraße trifft man dann wieder auf "Wander-Infrastruktur" (beschilderte Abzweige zu einem Klettersteig und Aufstieg zur Braunschweiger Hütte) und sollte kurz unterhalb dann auf den ausgewiesenen "Wasserfall"-Weg abbiegen. Er führt zunächst etwas steiler und überfürsorglich versichert am rechten Rand des Wasserfalls hinunter und schließlich hinaus zur Jausenstation Gletscherstüberl. Von dort kehrt man auf der Fahrstraße nach Mittelberg zurück.

Vorsicht: Der hier beschriebene Abstieg c) wurde von mir eher versehentlich begangen. Es ist mir nicht gelungen, in Erfahrung zu bringen, ob bzw. welche Teile der Werksstraße offiziell zum Bewandern freigegeben sind. Auch an der Bergstation der Pitztaler Gletscherbahn gab es dazu keine verbindliche Auskunft. Das obere Stück der Straße, an dem im Jahr 2015 noch rege gebaut wurde, ist wohl gesperrt; über den Mittelteil der Straße verläuft aber ein Stück des Anstiegs zur Braunschweiger Hütte, der untere Teil ist wieder gesperrt (Abstieg über Wasserfall-Weg). Aufgrund der etwas unklare Situation möchte ich für Abstieg c) keine Empfehlung aussprechen. Bleibt also Abstieg wie Aufstieg, Abstieg per Bahn oder -für Konditionsstarke- Abstieg via Braunschweiger Hütte.