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*Top-Tour* Marmolada (Marmolata, Marmoleda)

Dolomiten, Südtirol, ItalienHöhe3343 mHöhendifferenz900 Hm *)SchwierigkeitKlettersteig - Mittel (Aufstieg)
Hochtour - Leicht (Abstieg)
Wintertauglichbedingt (Abstieg)ExpositionNord, Nordwest (Aufstieg); Nord (Abstieg) EinkehrRif. Pian dei Fiacconi, Capanna Punta Penia (beide Sommer)AusgangsortLago di Fedaia; Bergstation des Korblifts beim Rif. Pian dei FiacconiAufstiegGhiacciaio Vernel, W-Grat-KSAbstiegMarmolada-Gletscher ("Normalweg")


Charakteristik

Bei guten äußeren Bedingungen ist die hier beschriebene Rundtour auf die Marmolada eine Tour der Extraklasse: so erlaubt der höchste Dolomiten-Gipfel nicht nur eine unverbaute Weitsicht vom Feinsten in sämtliche Richtungen, sondern auch sehr abwechslungsreiche An- und Abstiegswege mit spannenden KS- und Gletscher-Etappen. Bei idealen Bedingungen dürften gletscher- und KS-erfahrene Alpinisten kaum auf technische Probleme stossen; die Notwendigkeit von Trittsicherheit und Schwindelfreiheit versteht sich von selbst. Nicht unterschätzen sollte man die Höhe und Exposition der Tour: der N-seitige KS hält die Seilsicherungen lange unter dem Schnee und neigt zur Vereisung; auch der Gletscher ist mit seiner ausgeprägten Spaltenzone im oberen Teil durchaus ernstzunehmen!

Beschreibung

*) wer ohne den Korblift auskommen muss/will, muss gut 500Hm mehr veranschlagen

Aufstieg: An der Bergstation des Korblifts am Rif. Pian dei Fiacconi hält man sich rechts und folgt der Route #606 entlang sporadischer Markierungen und Steinmanndl nach W bzw. NW, wobei man ca. 150Hm verliert. Auf Steigspuren, tw. auch weglos umrundet man im Geröll und auf Gletscherschliffen ein felsiges Eck, wendet sich danach wieder nach SW und erreicht ein flaches Geröllbecken unterhalb des spaltenlosen Eisfelds des Ghiacciaio Vernel.

Man überquert ihn von links unten nach rechts oben, wobei zu vorgerückter Jahreszeit Steigeisen nötig sein können. An der rechts begrenzenden Felswand ist bereits ein markanter Riss zu entdecken, durch den der KS verläuft. Beim Übertritt von Eis auf Fels hat man genügend Platz, um Steigeisen gegen KS-Ausrüstung zu tauschen, bevor es nun entlang des o.g. Risses zunächst recht einfach nach oben geht. Eine recht ausgesetzte, aber nur kurze Querung ist -stets bestens versichert- zu bewältigen, dann erreicht man schon bald die Marmolada-Scharte, wo von rechts der Aufstieg vom Contrin-Haus dazukommt. Weiter geht es links von den alten Kriegsstellungen über einen senkrechten Aufschwung, der mit zahlreichen Trittklammern bestückt ist. Leichte KS-Stellen und etwas Gehgelände wechseln sich ab, bevor man den Ansatz des W-Grats erreicht, dem man im weiteren Verlauf folgt (O). Bis zum Erreichen des Gipfelplateaus geht es nun des Längeren über senkrechte Aufschwünge (mit Trittklammern gut begehbar gemacht) und nach links versetzten Querungen (auf Eisenstiften). Nach den letzten beiden Grataufschwüngen befindet man sich dann unvermittelt in den sanften Hängen des Gipfelplateaus der Punta Penia; die letzten Hm zum Kreuz und der Blechschachtel der Capanna Punta Penia wandert man -je nach Jahreszeit auf Kies oder Schnee- fast beliebig in Serpentinen

Abstieg: über ein mittelsteiles Schnee-/Eisfeld wandert man vom Gipfelkreuz aus nach S, wobei man sich nicht zu weit vom rechten Rand entfernen sollte (NO). Dort, wo die Gletscherfläche steil abkippt, muss man nämlich rechter Hand den Einstieg in den KS erwischen. Gut gesichert geht es entlang einer Rinne hinunter zum Gletscher (SW; je nach Ausaperung kann es sein, dass die Sicherungen 10-15m oberhalb des Gletscher-Niveaus enden; dann muss man entweder die senkrechte Felspassage abklettern oder abseilen).

Auch wenn sie bei guter Schneeabdeckung nicht immer sichtbar ist: auf dem Gletscher erwartet einen gleich eine eindrucksvolle Spaltenzone, die bei mangelnder Schneeabdeckung weite Umwege und einige "Spaltenhüpfer" nötig macht (NO). In der unteren Hälfte des Gletschers muss man -sofern man sich einigermassen rechts hält- keine grösseren Spalten mehr fürchten und kann bequem auf zunehmend flacherem Schnee/Eis -zum Schluß auch über Geröll und Gletscherschliffe- zurückkehren zum Rif. Pian dei Fiacconi

Vorsicht: gelegentlich kursieren im Internet Berichte, der Marmolada-Gletscher hätte keine oder keine ernstzunehmenden Spalten. Diese Berichte sind grob fahrlässig: auch wenn man manche Spalten bei guter Schneeabdeckung nicht sieht, heißt das noch lange nicht, dass es sie nicht gibt (s. unsere Fotos!). Vorsicht gilt ebenso im KS: bei guten Bedingungen ist er zwar als eher einfach einzuschätzen und dürfte dank seiner fürsorglichen Versicherungen keine technischen Probleme aufwerfen; allerdings neigt er dank seiner N-Ausrichtung sehr dazu, lange den Schnee zu halten oder zu vereisen. Letzteres gilt auch für Schlechtwetterphasen im Hochsommer.

Hinweis: Die Rundtour -wie hier beschrieben- verlangt volle Ausrüstung: neben Hochtouren-Utensilien wie Steigeisen und Seil (ggf. Pickel) ist auch eine Sicherungsmöglichkeit für den KS und ein Helm mitzubringen (und anzuwenden!)

Hinweis: ob man's glaubt oder nicht: die eher unhübsche Blechschachtel am Gipfel ist wirklich im Sommer bewirtschaftet und gar nicht so schlecht bestückt

Hinweis: Der originelle Korblift von der Staumauer zum Rif. Pian dei Fiacconi kostet pro Person 9,-€ (Hin- und retour, Stand 2012)