USA - Die Nationalparks in Nevada, Utah und Arizona / Las Vegas

> Zion National Park und Bryce Canyon
> Die Nationalparks Capitol Reef und Canyonlands
> Arches und Bridges National Park
> Horseshoe Bend und Antelope Canyon am Lake Powell
> Monument Valley
> Grand Canyon
> Las Vegas

Nach etlichen Jahren der USA-Abstinenz waren wir mal wieder im Dreieck Nevada-Arizona-Utah unterwegs. Dort liegen die sehenswerten Nationalparks wie aufgereiht, wobei jeder seine eigenen Highlights und Attraktionen hat. Da wir die Gegend aus mehreren Reisen in den 90ern gut kennen, mussten wir dieses Mal "nichts müssen" und hatten in den Nationalparks genügend Zeit für kleine Wanderungen.
Gefreut hat uns, die Nationalparks nahezu unverändert und bestens gepflegt und organisiert vorzufinden. Außerhalb der Nationalparks hat sich allerdings auch nicht viel verändert: während der Wocheneinkauf erledigt wird, bleibt das Auto mit laufendem Motor auf dem Parkplatz stehen, Mülltrennung und Recycling sind Fremdwörter und die Sicht auf die Welt außerhalb Amerikas ist ein wenig ..nun ja... begrenzt.
Sehr überrascht hat uns hingegen der touristische Andrang, waren wir doch in der absoluten Nebensaison (Oktober) unterwegs. Die meisten Nationalpark-Besucher waren übrigens "Touristen im eigenen Land", also Amerikaner aus anderen US-Staaten, die derzeit aus finanziellen oder sicherheitstechnischen Erwägungen auf Überseereisen verzichten (müssen).
Nichts Neues, aber immer wieder angenehm: dank perfekter Infrastruktur und absolut verinnerlichtem Service-Gedanken sind die USA ein sehr einfach zu bereisenden Land.

Zion National Park und Bryce Canyon

Der Zion Nationalpark nordöstlich von Las Vegas ist größtenteils den selbstversorgenden Mehrtageswanderern mit Permit vorbehalten, nur ein relativ kleiner, aber sehr sehenswerter Teil des Parks nördlich der Ortschaft Springdale ist touristisch erschlossen. Statt Blechlawinen gibt es löblicherweise ein vorbildliches Shuttlebus-System, das im 15-Minuten-Takt alle Haltpunkte anfährt (na, liebe Karwendel-Nationalparkverwaltung, wäre das nicht mal ein Konzept für die Eng?). Damit kann man beliebig längere und kürzere Wanderungen aneinanderreihen und sich dann bequem per Bus zurückchauffieren lassen. Sehr beliebt: bei sicheren Verhältnissen kann man "The Narrows", den engsten Teil des Canyons, "erwaten"; der von uns favorisierte Anstieg zum exponierten Felsen "Angel's Landing" war leider wegen Felssturz gesperrt.
Wer vom Zion NP auf kürzestem Weg zum Bryce Canyon NP weiterfahren möchte, kommt durch den nicht minder schönen Ostteil des Parks. Beim Passieren der wechselseitig im Einbahnsystem befahrenen Tunnels darauf achten: mit dem Wohnmobil immer schön auf dem Mittelstreifen fahren, sonst reicht die Höhe nicht! Im hochgelegenen Bryce Canyon (bis 2700m) bekommt man dann sehr anschaulich und spannend gezeigt, zu welchem Formenreichtum die Erosion in der Lage ist. Im Bryce Canyon Np überwiegt die Türmchen-, Nadel- und Zinnenform (sog. "Hoodoos"), dazu ein paar Felstore und Schluchten. Auch hier kann man sich seine persönliche Lieblingswanderung durch Kombination längerer und kürzerer Rundwege zusammenbauen. Das ist -dank vieler versteckter Gegenanstiege- dann gar nicht mal so unanstrengend (unsere Empfehlung: Peek-A-Boo-Trail plus Navajo-Trail als Kombi).

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Die Nationalparks Capitol Reef und Canyonlands

Die beiden Nationalparks Capitol Reef und Canyonlands sind im Gegensatz zu so gut erschlossenen Parks wie z.B. dem Bryce NP eher naturbelassen. Wer in ihr "Innenleben" vorstoßen will, braucht entweder ein Allrad-Fahrzeug, ein MountainBike oder die Ausrüstung für eine Mehrtages-Wanderung (incl. entsprechender Genehmigungen natürlich!). Als Tagesbesucher bleibt einem die Option, einfach all die kurzen "Loop Walks" aneinander zu hängen und so auch einen schönen Überblick zu bekommen. Tipp: von den drei Bereichen des Canyonlands NP sind zwei für Normalfahrzeuge (auch Wohnmobile) zugänglich, wobei sich ein Großteil der Besucher mit dem besser erschlossenen Parkteil "Island in the Sky" zufriedengibt. Wer Zeit hat, kann zusätzlich den südlicher gelegenen Parkteil "The Needles" besuchen und dort mehr Ruhe finden.

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Arches und Bridges National Park

Es fasziniert mich immer wieder, wie viele unterschiedliche Formen die Erosion mit den immer gleichen Zutaten -Wind und Wasser- zustande bringt. Die Felsbögen des Arches Nationalpark entstehen hauptsächlich durch Wind, der zusammen mit schmirgelndem Sand die Felsen erst in schmale Steinfächer zerlegt und anschließend an den Schwachstellen Löcher ausfräst. Die Bögen des Bridges National Monument wurden dagegen durch mäandernde Gewässer verursacht.
Im Arches NP kann man sich durchaus mehrere Tage beschäftigen und wenn man fertig ist, liegt der Canyonlands NP ja gleich gegenüber.

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Horseshoe Bend und Antelope Canyon am Lake Powell

Als wir zum ersten Mal nach Page kamen, waren sowohl der Horseshoe Bend als auch der Antelope Canyon Geheimtipps. Um den Antelope Canyon (der damals wie heute auf Privatgelände liegt) besichtigen zu können, mussten wir uns durch halb Page fragen. Das ist heute nicht mehr so: zwei Veranstalter schleusen im 30-Minuten-Takt die Besucher durch den Canyon. Allein darf man -nach einigen Todesfällen durch Springfluten- nicht mehr in den Canyon. Auch der "Horseshoe Bend", ein besonders schöner Kringel des Colorado River, zieht heute ganze Menschenmassen an. Aber es ist so wie immer: kaum geht man ein paar Minuten vom Parkplatz weg, schon ist man allein und hat seine Ruhe. 95% der Touristen müssen ja nur schnell ein Selfie machen und fahren gleich weiter.
Eher ärgerlich: die Attraktionen rund um Page gehören wie gesagt nicht zu einem Nationalpark, sondern liegen auf Privatgelände der Navajos. Gelegentlich fühlt man sich da ein wenig abgezockt: so ist z.B. der Zugang zum großen Stausee Lake Powell inzwischen kostenpflichtig - auch für Fußgänger!

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Monument Valley

Pflichtprogramm für jeden, der sich mal wie John Wayne fühlen möchte oder wie in der alten Marlboro-Kinowerbung: die "Tafelberge" des Monument Valley (eigentlich die letzten Reste eines durchgehenden Hochplateaus). Tatsächlich spülen Film- und Werbeaufnahmen bis heute dringend benötigte Gelder in die Kassen der Navajos. Bei guten Verhältnissen kann man eine Fahrt im eigenen Pkw (nicht Wohnmobil!) wagen, bei Nässe versinken die Sandpisten aber regelmäßig im Schlamm. Spätesten dann muss man auf eine der geführten Touren ausweichen. Die haben aber auch Vorteile: man erfährt viel über das Leben der Navajos früher und heute und darf Teile des Monument Valley besichtigen, die sonst öffentlich nicht zugänglich sind.

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Grand Canyon

Egal, wie oft man schon dort war: der Grand Canyon haut einen immer wieder aus den Socken, schon der Dimensionen wegen! Auch hier ist es wie immer: überlaufen sind nur die Aussichtspunkte, die auch der fußkrankste Tourist in weniger als 5 Minuten ab Visitor Center erreichen kann. Dann schnell ein Selfie (eigenes Pfannkuchengesicht im Vordergrund, der Canyon -wenn überhaupt- klein im Hintergrund) und schnell weiter. Erschreckend, wie wenig Leute tatsächlich Sinn für die Schönheit der Landschaft haben und diese genießen können: da kann sich der GrandCanyon noch so orange-rot-lila verfärben und noch einen Vollmond ins Rennen werfen - es nutzt nix. Der Vorteil: die Aussichtspunkte östlich und westlich des GrandCanyon Village sind meist wesentlich leerer und entweder mit dem eigenen Auto oder mit einem ausgeklügelten Shuttle-Bus-System bequem zu erreichen. Wer Zeit hat, sollte unbedingt eine Wanderung in den Canyon hinein unternehmen, es muss ja nicht gleich bis zur Phantom Ranch sein. Permit-freie Tageswanderungen führen bis zu schönen Aussichtspunkten mitten im Canyon, wo sich der Blickwinkel und das Gefühl für Größe gleich noch mal um ein Vielfaches ändern (empfehlenswert: der "South Kaibab Trail" zum Skeleton Point, ca. 4h insgesamt).

Für berggewohnte (Vor)Alpenbewohner ist die Schwierigkeitsskala der Trails gewöhnungsbedürftig:
- "easy" bedeutet: durchgehend aspahltiert, keine Steigung, durchwegs kinderwagen- und rollstuhltauglich
- "moderate": nicht durchgehend geteert, man könnte stellenweise auf Natur treffen
- "difficult": nicht geteert, möglicherweise mit Steigung/Gefälle, entspräche bei uns einem Almweg
- "very difficult": ein normaler Wanderweg oder Steig; nachdem in die Schwierigkeitsbewertung auch die Länge der Tour hineinverwurschtet wird, sind die meisten Wanderwege, die sich mehr als 2h vom Parkplatz entfernen, als "very difficult" eingestuft.

Als passionierter Hobby-Wanderer findet man diese Bewertungen ggf. etwas komisch, ebenso die ganzen Warnschilder, die vor sämtlichen Unbillen der Natur warnen: lose Steine, Steigungen, Gefälle, Kälte im Winter, Hitze im Sommer, Rutschgefahr bei Nässe, Dunkelheit bei Nacht, Müdigkeit, Durst und Hunger. Wenn man dann aber sieht, wie Touristen ohne Rucksack (also auch ohne Wasser) in Flipflops eine Stunde vor Sonnenuntergang zur Tageswanderung aufbrechen (wollen), wundert man sich über kein Schild mehr.

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Las Vegas

Nein, wir haben weder heimlich geheiratet noch Haus und Hof verzockt. Las Vegas war für die geplante Nationalpark-Runde einfach der beste Ausgangspunkt. Ansonsten weiß man in dieser Stadt nie, ob man lachen oder weinen soll. Die bekannten Mega-Hotels überbieten sich gegenseitig in Gigantomanie, Strom- und Wasserverbrauch, gleichzeitig zieht ein ganzes Heer an Obdachlosen durch die Stadt und gleich hinter dem letzten Hotel beginnt eine absolut trockengelegte Wüste, in der nicht einmal mehr Kakteen gedeihen. Und der arme Colorado River, der einst den ganzen Grand Canyon ausgefräst hat, darf nun nicht mal mehr ins Meer münden; nachdem er Las Vegas und intensive Landwirtschaftsflächen bewässert hat, versickern die letzten Tröpfchen kläglich in der Wüste. Die Stadt lebt, als gäbe es kein "morgen". Grenzenloser Optimismus oder grenzenlose Ignoranz - das darf jeder selbst beurteilen...
Etwas mehr Charme und weniger Gigantomanie gibt's im alten Stadtzentrum Fremont, dazu Straßenkünstler und Gratis-Live-Konzerte. Eine Licht-Show findet direkt über dem eigenen Kopf statt, auf einem 450m langen LED-"Gewölbe" (Fremont Street Experience). Da sind wir dann doch wieder bei Gigantomanie.

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