Nepal

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Nachdem wir im Jahr 2002 schon im Annapurna-Gebiet unterwegs waren und von Land&Leuten schwer begeistert waren, hatten wir nun (Oktober 2009) Gelegenheit, das Everest-Gebiet zu besuchen. Nachdem die Autorin immer noch kreuzlahm durch die Gegend humpelt, entschieden wir uns für eine weniger anspruchsvolle Trekking-Tour mit gemütlichen Lodge-Übernachtungen. Nichtsdestotrotz bot unsere Tour traumhafte Ausblicke auf die Bergwelt rund um Everest&Co und zwei Ausflüge auf Höhen jenseits der 5000er-Grenze.

Kathmandu

Eine Trekking-Tour in Nepal beginnt zwangläufig in Kathmandu - einer Stadt mit der offiziellen Einwohnerzahl Münchens und erheblicher Dunkelziffer. Kathmandu ist reich an historischen und kulturellen Attraktionen, sowie an Staub und Abgasen. Wie sich seine Einwohner jeden Tag auf's Neue durch's Chaos "wurschteln" und dabei auch noch unendlich geduldig und freundlich bleiben, ist bemerkenswert. Wer neben den prachtvollen Tempeln und Stupas auch die dunkle Seite Kathmandus kennenlernen möchte, sollte in Pashupatinath ein paar Rupees erübrigen für die leprakranken Bettler, deren Behandlung nur eine Frage weniger Euros wäre, oder für die Insassen des Mutter-Theresa-Altenheims, die es schon als Glück betrachten, nicht auf der Strasse sterben zu müssen. Ein paar Impressionen aus Kathmandu, Bodnath, Pashupatinath und Patan.

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Lukla - Namche Bazar

Lukla (2800m) ist das Tor zum Everest-Gebiet, besteht hauptsächlich aus Lodges und lässt sich in 10 min. umfassend besichtigen. Die nächste befahrbare Strasse befindet sich etwa 7 Tagesmärsche entfernt in Jiri. Umso mehr Bedeutung kommt dem kleinen Flugplatz zu, auf dem bei gutem Wetter in regem Verkehr Versorgungsgüter und frische Touristen eingeflogen werden. Der Flugplatz Lukla schafft es regelmässig unter die Top10 der gefährlichsten Flugplätze, hat er doch eine knackig kurze Landebahn (520m), an deren unterem Ende eine Schlucht, am oberen dafür eine Felswand angebracht ist. Bei schönem Wetter ist der gut halbstündige Flug Kathmandu-Lukla und der Landeanflug in der engen Schlucht ein landschaftlich grandioses Erlebnis, bei schlechtem Wetter ein absolut halsbrecherisches. Sollte das Wetter selbst für die alten, kampferprobten Sikorsky-Hubschrauber zu schlecht sein, hilft nur noch Warten - zur Not einige Tage lang. Deshalb auch die vielen Lodges... In Lukla beginnt auch die Haupt-Wanderroute, die hinein ins Everest-Gebiet (Khumbu) führt. Relativ flach wandert man entlang des "Milchflusses" Dudh Kosi über die Ortschaften Phakding und Monju zur berühmten Hillary-Bridge. Dahinter lauern übrigens die meisten der 700Hm, die zwischen Lukla und Namche Bazar zu überwinden sind: da man die engen, tw. steilen Serpentinen und Treppen noch mit Yak- und Muli-Karawanen, vollbepackten Trägern und anderen Touristen teilen muß, herrscht öfters Staugefahr! Namche Bazar ist der grösste und wichtigste Ort im Khumbu-Gebiet, Hauptumschlagplatz für Waren aus Tibet und Kreuzungspunkt sämtlicher Touristen-Routen. Entsprechend quirlig und lebhaft geht es zu, an jeder Strassenecke ist Markt und es gibt keine westliche Sportswear-Nobelmarke, die nicht als perfekt kopiertes Piratenprodukt für ein paar Euronen erhältlich wäre. Wer es tatsächlich schafft, hier nichts zu kaufen, was er eigentlich nicht braucht, ist wirklich seeehr diszipliniert! Zur Erinnerung: alle Waren, die es zu kaufen gibt -vom Cola bis zum Kochtopf und dem Daunenanorak - wurden in mehrtägigien Fußmärschen auf dem Rücken hierher geschleppt, wobei der Rücken wahlweise Yaks, Mulis oder Menschen gehört.

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Ausflug Mende, Kloster Thame

Flankiert von schneebedeckten 6000ern - dem dominanten Kongde Ri, dem spektakulären Thamserku und dem formschönen "Pferdesattel-Berg" Kangtega mit seinem Hängegletscher - geht es weiter ins Tal des Bhote Khosi, wo die Dörfer (und die Touristen) durch ein kleines Wasserkraftwerk etwas Komfort geniessen. Von Mende aus wandert man über einen bequemen, aussichtsreichen Panoramaweg zur eigentlichen Attraktion dieses Tals, dem alten Kloster Thame. Bevor man das Felsen-Kloster oberhalb der gleichnamigen Ortschaft erreicht, kann man an der Abzweigung zum NangpaLa, einem hochgelegenen Übergang nach Tibet, erstmals einen Blick auf einen 8000er werfen - der Cho Oyo lugt hervor. Wenn man brav fragt und ein bisserl spendet, darf man das Kloster übrigens auch besichtigen.
-- ein Spaziergang auf der U-Bein-Brücke zum Sonnenuntergang

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Besteigung Gong Ri (4200), Khunde-Kumjung, Kloster Tengboche, Pangboche

Um von Mende zur großen Doppelsiedlung Khunde-Kumjung zu gelangen, gibt es zwei Möglichkeiten: wer es bequem haben möchte, wandert über einen aussichtsreichen Panorama-Weg, der am berühmten "Everest View Hotel" bei Syangboche vorbeiführt. Sportlichere Geister steigen ab Phurte steil und weglos durch Gebüsch und über edelweiss-übersäte Yak-Weiden hinauf zum Gipfelgrat mit seinen kleinen Gompas und den bunten Gebetsfahnen. Kurz vor Erreichen des "Khunde Peak" öffnet sich unversehens ein traumhafter Ausblick auf die wunderschöne Eisnadel der Ama Dablam und das Trio aus Everest, Lhotse und Nuptse. Wenn wir nicht wüssten, dass uns dieser Blick nun etliche Tage begleiten wird, würden wir hier gar nicht mehr weggehen. Zum Gipfel des Gong Ri (4239m) ist es übrigens gar nicht mehr weit.... Nach einer Übernachtung in der herrlich und einsam gelegenen Tashinga-Lodge steigen wir durch dichten Wald hinunter zum "Milchfluß" und drüben auf der "Hauptverkehrsroute" in vielen Serpentinen hinauf zum Plateau Tengboche. Dort gibt es nicht nur das berühmte Kloster zu bestaunen, sondern auch einen noch viel besseren Blick auf Everest&Co. Da die Mönche von Tengboche gerade Mittagspause haben, dürfen wir den Hauptraum besichtigen - und das sogar wesentlich länger, als wir eigentlich wollten. Der Hausmeister-Mönch verriegelt nämlich gewohnheitsmässig für die Mittagspause den Gebetsraum und sperrt uns versehentlich ein. Insofern haben wir viel Zeit zur Besichtigung. Erst nach einigem Klopfen und Rufen werden wir "gerettet", die Mönche kriegen sich gar nicht mehr ein vor Lachen. Sie sind übrigens auch sehr begabte Fussballer, wobei die Kutte entweder elegant zu Shorts gewickelt wird oder -im Falle des Torhüters- geschickt als Ball-Kescher verwendet wird! Am nördlichen Flußufer geht es ohne großen Höhenunterschied weiter ins Dorf Pangboche (3985m), dem Wendepunkt unsere Trekking-Tour.

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Ausflüge

5000m klingt zwar spektakulär, allerdings gelten im Everest-Gebiet andere Grössenordnungen: ein 5000er ist dort ein besserer Grasbuckel und zudem meist namenlos, denn richtige Namen bekommen Berge erst ab 6000m. Nichtdestotrotz hat man von diesen - zur Zeit auch noch edelweiss-übersäten - Grasbuckeln phantastische Ausblicke auf die 7000 und 8000er dieser Gegend. Ein typischer Vertreter dieser Aussichts"hügel" ist der Amjee Peak, der sich direkt oberhalb des Dorfes Pangboche erhebt. Vom Dorfzentrum steigt man einfach weglos in nördlicher Richtung einen sausteilen Grashang hinauf (800Hm); die letzten 200Hm zum etwas nach NO versetzten Gipfel geht es über gutmütiges Blockwerk, dann ist die Gipfelwiese erreicht - alles in allem also ein sehr leichter Anstieg, auch wenn in dieser Höhe alles ein bissl langsamer geht als daheim. Natürlich hat man nach wie vor besten Ausblick auf Everest, Lhotse und Ama Dablam, nur kann man von hier aus auch "hinter" die Ama Dablam sehen und die wunderschöne Eiswand des Makalu bewundern. Der Aufstieg zum Ama Dablam Base Camp erfolgt auf der genau gegenüberliegenden Talseite auf einem langgezogenen Moränenrücken. Über bequeme Wiesensteige gelangt man zu der großen Blümchenwiese mit den vielen bunten Zelten des Basislagers. Auch wenn die Ama (=Mutter) lang nicht zu den höchsten Bergen des Everest -Gebiets gehört, ist sie mit ihrer Eisnadel sicher einer der formschönsten und man kann sich kaum sattsehen. Auf dem selben Moränenrücken kann man übrigens auch noch weitergehen, bis man auf einem -natürlich namenlosen- Buckel dann die 5000m-Marke überschreitet. Hier hat man die genau komplementäre Aussicht wie vom Amjee Peak: während der Makalu nun von der Ama verdeckt wird, öffnet sich der Blick Richtung NW zu Pumori und Cho Oyo... Übrigens: vom Hochlager zurückkommende Bergsteiger sollte man sicherheitshalber nicht ansprechen. Womöglich ist der Besteigungsversuch gescheitert und dann sind die Herrschaften nämlich saugrantig. Das sollte einen aber nicht davon abhalten, ihren Trägern alle verfügbaren Lunch-Pakete zu schenken.

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Land & Leute

Die Bevölkerung Nepals ist ein buntes "Sammelsurium" diverser Volksgruppen, die sowohl indo-arische als auch tibetisch-mongolische Einflüsse aufweisen - typisch für die "Sandwich"-Lage Nepals zwischen den großmächten Indien und China. Genauso vielfältig wie die ethnischen Gruppen sind die Sprachen und die praktizierten Religionen. Auch wenn offiziell ca.77% der Nepali Hindus sind, ca. 8% Buddhisten und 3%Moslems, so gibt es innerhalb der Hauptreligionen die verschiedensten Ausrichtungen und Mischungen. Seltsamerweise ist es in Nepal gar kein Problem, dass alle friedlich zusammenleben, zumal sich die bürgerkriegsähnlichen Zustände von 2004/05 wieder gelegt haben. Der König wurde erfolgreich verscheucht und durch eine Regierung mit demokratischen Strukturen ersetzt. Mit der sind die Nepalis zwar auch nicht recht glücklich, aber Kathmandu ist weit weg und die Dorfgemeinschaften funktionieren unabhängig von den jeweiligen Regierungen. Wir haben jedenfalls selten ein so freundliches, hilfsbereites und gelassenes Völkchen getroffen, das sich durch nichts so leicht aus der Ruhe bringen läßt - eine sehr heilsame Erfahrung für so manchen (vermeintlich) dauergestressten Europäer! Trotz aller Begeisterung muß man Nepal natürlich als das sehen, was es ist: ein bitterarmes Entwicklungsland mit einer Lebenserwartung von max. 60 Jahren, hoher Kindersterblichkeit und Analphabetenrate.

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