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*Top-Tour* Gamsspitzl

Stubaier Alpen, Tirol, ÖsterreichHöhe3052 mHöhendifferenz1550 HmSchwierigkeitBergtour - MittelWintertauglichbedingt ExpositionNordwest, Nordost EinkehrSulzenau-Alm, Sulzenau-Hütte (beide Sommer)AusgangsortStubaital bei der Grawa-Alm, Pp. "Wilde Wasser"Aufstieg"Wilde-Wasser-Weg", Sulzenau-Alm, Sulzenau-Hütte, Grünausee, SeescharteAbstiegs. Aufstieg


Charakteristik

Die schlechte Nachricht zuerst: ohne Hüttenübernachtung aus dem Tal begangen, ist diese Tour wirklich weit. Wer gewohnt ist, von der ausgewiesenen Gehzeit insgeheim ein paar Prozent abzuziehen, muss rennen wie ein Wiesel, um die vorgegebene Aufstiegszeit von 5 Std (2 Std. bis zur Sulzenau-Hütte plus 3 Std. zum Gipfel) signifikant zu unterbieten. Bergab geht es auch nicht sehr viel schneller. Zu den 1550Hm kommt nämlich einiges an Strecke und ein paar Flachetappen, zudem kostet das Auf und Ab zwischen Sulzenau-Hütte und Grünausee Zeit und Kraft. Man braucht also schon eine ganz ordentliche Kondition und viel Durchhaltevermögen, um das Gamsspitzl an einem Tag zu schaffen (alternativ Übernachtung in der Sulzenau-Hütte). Warum man sich das antut? Weil die Tour landschaftlich ungemein reizvoll und abwechslungsreich ist: vom breitesten Wasserfall Tirols gelangt man in schöne Almböden, zu urigen Hütten und zu einem wundervollen, tiefblauen See. Oberhalb der Sulzenau-Hütte lassen sich alle Spielarten der Gletscherlandschaft (und der dramatische) Gletscherrückgang hautnah erleben. Und das Gamsspitzl mit seinem schön geschnitzten Christus ist eine Aussichtsloge par excellence, die man nur selten mit anderen teilen muss. So kann man sich ganz entspannt und in Ruhe das Seilschaften-Gewusel auf dem Freiger gegenüber anschauen.

Beschreibung

Vom großen, unverschämt teuren Wanderparkplatz "Wilde Wasser" (6,-€/Tag, Stand 2018) überquert man die Brücke und folgt rechts dem breiten Wanderweg gemütlich hinauf zum unteren Ende des beeindruckenden Grawa-Wasserfalls. Nochmals geht es über eine Brücke, dann zweigt linker Hand der beschilderte Steig zur Sulzenau-Hütte ab (S). Fürsorglich angelegte Stufen und Stege führen höchst komfortabel zu zwei Aussichtsplattformen im oberen Bereich des Wasserfalls. Danach bekommt man im wahrsten Sinne des Wortes keinen Fuß mehr auf den Boden, führt die Trasse doch über viele Hm komplett über Holztreppen und -stege steil nach oben. Irgendwann enden die Holzverbauuungen und man gelangt auf einen wurzeligen, felsigen Steig, dem man stellenweise noch ansieht, dass er 2017 auf die Schnelle als Umgehung für einen Hangrutsch angelegt wurde. Steil, bei trockenen Verhältnissen aber problemlos arbeitet man sich nach oben und mündet schließlich in den alternativen Hüttenzustieg ein, der weiter taleinwärts beginnt. Hier links (O) und über ein felsiges Steiglein mit wenig Höhengewinn zu einer Geländekante, wo sich die Materialseilbahn der Sulzenau-Alm befindet. Ab dort auf sorgsam manikürtem Weg komplett flach in den Talboden mit der hübschen, bewirtschafteten Sulzenau-Alm (SW). Etwas rechts vom großen Wasserfall sieht man auch schon die Sulzenau-Hütte auf ihrer Geländekante thronen. Für die nächste Etappe wandert man im Talschluss bis zum Wasserfall und folgt rechter Hand dem Zickzack-Weg, der in angenehmer Steigung hinaufleitet zu einer Einsattelung (SW) und schließlich nach links hinüber zur großen Sulzenau-Hütte (SO).

Hinter der Hütte geht es scharf links (O) weiter, hier wurde 2017 nach einer Sturzflut eine neue Brücke über den Bach gebaut. Kurz danach trifft man auf einen Wegweiser und eine Aufschrift auf dem Felsen: wir halten uns wiederum links und folgen der Trasse zur Nürnberger Hütte. Mit ein bisschen Auf und Ab geht es über begrünte Moränenbuckel nach O und mit 50Hm Höhenverlust schließlich über den Grünaubach. Auf der anderen Seite folgt der Weg typischen Moränenstrukturen bis zu einer beschilderten Gabelung, wo man sich von der viel begangenen Route Sulzenau-Hütte/Nürnberger Hütte trennt und rechts abbiegt (SO). Am Ostufer des malerischen Grünausees entlang und auf gutem Weg in wechselnder Steilheit in das Becken des ehemaligen Grünau-Ferners, von dem jetzt nur noch -je nach Jahreszeit- mehr oder weniger ausgeprägte Firnfelder übrig sind. Zunächst am rechten Rand des Beckens bequem bergauf, dann wechselt der Steig auf die linke Seite und umgeht so ein größeres Dauerschneefeld. Bevor man den meist schneebedeckten und sehr steilen Talschluss erreicht hat, schwenkt die Route wieder nach rechts, wo man tatsächlich im steilen Blockwerk ein gut gangbares Steiglein findet, das die gesamte "Problemzone" vermeidet. Da, wo das Gelände nach einer Kante wieder flacher geworden ist, wechseln wir wieder nach links hinüber und erreichen über etwas Blockwerk und ein paar Platten die aussichtsreiche Seescharte (SO).

Die Abzweigung zur Nürnberger Hütte kurz danach lassen wir links liegen und folgen dem hervorragend markierten Steig, der gut gangbar über Schrofenbänke und Schneefelder nach SW leitet. Dank einer riesigen Aufschrift auf einem Felsen kann man den Abzweig zum Gamsspitzl kaum verpassen - er zweigt rechter Hand vom Hauptweg ab (W), während die Route zum Wilden Freiger geradeaus weiterführt. Kurz geht es steil über grobes Blockwerk nach oben, dann findet man aber auch wieder kurze Passagen im Gehgelände. Hier empfiehlt es sich, unbedingt den sehr dichten Markierungen zu folgen, um sich nicht zu versteigen. Sie umgehen einen Steilaufschwung in der linken Flanke und leiten danach wieder hinauf zum Grat, wo eine ganz kurze, leicht ausgesetzte Passage zu überwinden ist. Nun sind nur noch wenige, einfache Gratbuckel zu übersteigen bis zum Gipfel mit schöner Christusfigur.

Vorsicht: Der "Wilde-Wasser"Weg" mit seinen seltsamen Holzleitern ist bei Nässe nicht zu empfehlen; alternativen Hüttenzustieg weiter taleinwärts benutzen.